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Auftakt Wärmewendekampagne in Maulburg - Energieagentur Südwest


Wärmeplanung bietet Haus- und Freiflächenbesitzenden Entscheidungsgrundlage für optimale Wärme- und Stromversorgung

Workshop zu Freiflächen-Photovoltaik am 12. Dezember

„Wenn Ihre aktuelle Heizung noch ein paar Jahre durchhält, nutzen Sie die Zeit, die Gebäudehülle zu sanieren und damit den Wärmeverbrauch zu senken, bis klar ist, ob bei Ihnen im Ortsteil ein Wärmenetz kommt. Dann können Sie prüfen, ob der Anschluss an ein Wärmenetz für Sie wirtschaftlicher ist als eine individuelle Heizung“, ist eine der Empfehlungen von Jan Münster, Geschäftsführer der Energieagentur Südwest, im Rahmen des Vortrags „Die Zukunft der Wärme- und Stromversorgung in Maulburg“, den er gemeinsam mit Nicole Römer, Beraterin bei der Energieagentur Südwest, am 27.11.2024 vor 45 Teilnehmenden hielt. Dabei ergänzte er, dass Gebäudebesitzende zeitnah die alte Heizung tauschen sollten, wenn diese nicht mehr zu reparieren sei. „Nutzen Sie die Förderung für erneuerbare Heiztechnik im Rahmen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), bevor sich die Gesetzeslage und Förderbedingungn wieder ändern und der CO2-Preis fossiles Heizen teurer macht.“ Münster rät davon ab, noch eine fossile Heizung einzubauen. Fossile Heizungen seien unter Berücksichtigung der Vollkosten (Brennstoffkosten, Wärmeverluste, Invesition Anlage, evtl. Finanzierungkosten, Wartungsarbeiten) heute teilweise schon teurer als erneuerbare Optionen, der CO2-Preis werde die Kosten zukünftig aber mit Sicherheit steigen lassen.

Beim Thema des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) betonte Münster, dass dies eine Weiterentwicklung und Zusammenfassung bereits vorhandener gesetzlicher Vorgaben sei und mit bestehenden Heizungen nichts passiere, bis sie irreparabel kaputt seien. Beim Einbau von Heizungen in Neubauten in Neubaugebieten gilt bereits die 65%-Regelung. Diese schreibt vor, dass Hausbesitzende ihre Heizung zu 65% mit regnerativen Energien betrieben müssen. Im Bestand und bei Neubaten außerhalb von Neubaugebieten in Kommunen unter 100.000 Bewohnende greift die 65%-Regelung erst ab 30.06.2028. Münster erklärte, dass das aktuelle Gebäudeenergiegesetz zum einen diese Forderungen stelle, aber auch Förderungen anbiete. Für den Umstieg auf eine erneuerbare Heizung erhalten Hausbesitzende eine 30% Grundförderung, hinzu kommt ein 20% Geschwindigkeitsbonus beim Umstieg bis Ende 2028 für fossile Heizungen ab 20 Jahre alt. Je nach zu versteuerndem Gesamteinkommen gilt für selbstnutzende Gebäudebesitzende außerdem ein 30% einkommensabhängiger Bonus. Gedeckelt sind die Förderungen auf bis zu 70% Gesamtförderung.
Münster erläuterte den Teilnehmenden ebenso die Ergebnisse der interkommunalen Wärmeplanung im Landkreis Lörrach, die geeignete Gebiete für Wärmenetze in jeder Gemeinde aufzeigt. Diese spielen mit Blick auf eine künftig klimaneutrale Wärmeversorgung eine zentrale Rolle.

Viele Heizungen in Maulburg über 15 (13,7%) oder sogar über 30 (6,9%) Jahre alt und müssen in einigen Jahren getauscht werden. Die Bestandsanalyse für Maulburg ergab weiter, dass allein die Privathaushalte fast 74 Prozent des Wärmebedarfs ausmachen und oftmals auf kurzen Entfernungen viel Wärme benötigt wird, was eine gute Voraussetzung für Wärmenetze bildet. „Maulburg hat enormes Potenzial, die Wärmewende zu realisieren. Wenn alle mitziehen, können wir die Kimaneutralität bis 2040 erreichen“, so der Geschäftsführer der Energieagentur Südwest.

Das Potenzial für Photovoltaik und Solarthermie auf Dach- und Freiflächen legt die Wärmeplanung ebenso dar. In ihrem Teil des Vortrags griff Nicole Römer das Potenzial sowie die ermittelten Eignungsgebiete für Freiflächen-Photovoltaik auf, die in Maulburg großflächig vorliegen.

Römer führte verschiedene Vorteile von Freiflächen-Photovoltaik für Landbesitzende und Kommunen auf. Freiflächen-Anlagen bringen zusätzliche Einnahmen durch Vergütung oder Pacht ein und erzeugen gegenüber Photovoltaik auf dem Eigenheim deutliche größere Strommengen. „Die Sonderform Agri-PV ermöglicht es, PV-Anlagen in landwirschaftliche Fächen zu integrieren. Durch die Doppelnutzung werden weitere Flächen für die Installation einer PV-Anlage erschlossen und auch die landwirtschaftlichen Flächen profitieren von der PV-Anlage“, so die Photovoltaik-Beraterin. Römer betonte die wichtige Rolle von Kommunen bei der Erreichung des landesweiten Flächenziels. Bis 2025 soll 0,2% der unbesiedelten Landesfläche in Baden-Württemberg für Freiflächen-Photovoltaik genutzt werden.

Genauere Informationen zu den Ergebnissen der Wärmeplanung in Maulburg können Interessierte den Präsentationsfolien entnehmen. Die Energieagentur Südwest weist allerdings darauf hin, dass dies der Stand von Oktober 2024 sei und kein Anspruch auf Vollständigkeit gelte.

Die Vorträge der Wärmwende-Kampagne sind kostenlos, da das Land Baden-Württemberg diese fördert. Am Ende der Vorträge stellten die Referierenden die tiefergehenden Energieberatungsangebote der Energieagentur zur Klärung individueller Fragen vor. Die Energieagentur Südwest ist ein unabhängiges Kompetenzzentrum für Fragen rund um Energiewende und Klimaschutz, mit öffentlichen Auftrag der Landkreise Lörrach und Waldshut.